Der Vatikan hat mit einer Veröffentlichung im „Osservatore Romano“ erläutert, dass Homosexuelle nicht generell vom Priesteramt ausgeschlossen sind. Erst vor wenigen Tagen hatte die Kleruskongregation Leitlinien für die Ausbildung von Priestern bekannt gegeben, die einen gegenteiligen Eindruck vermittelten und zu heftigen Protesten geführt hatten. Dazu erklärt Markus Gutfleisch von der Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche (HuK) e.V.:
Foto: M. Rädel
Kirche
„Wir begrüßen die Verdeutlichung aus Rom zum Thema Homosexuelle und Priesteramt. Die allermeisten homosexuellen Priesteramtskandidaten sind sehr gut in der Lage, angemessene Beziehungen zu Frauen wie zu Männern einzugehen. Je mehr sie ihre Homosexualität reflektieren, um so besser können sie in der Seelsorge Menschen begleiten. Dass sich Homosexuelle in kirchlichen Diensten engagieren, macht nur dort Sinn, wo Kirche ein menschliches Gesicht zeigt, wo sich Frauen und Männer ohne Angst zu ihrer sexuellen Orientierung bekennen können.
Es lohnt sich jedoch nicht, wenn die römisch-katholische Kirche nur Symptome kuriert, denn sie braucht eine neue Sicht von Homosexualität. Diese muss zeitnah in einer Korrektur der einschlägigen Passagen des Katholischen Erwachsenenkatechismus erfolgen. Wir sehen Homosexualität nicht als Sünde, sondern als von Gott geschenkte Befähigung.
Homosexuelle Priesteramtskandidaten brauchen Ermutigung durch die Kirche. Engagierte und selbstbewusste schwule Seelsorger und lesbische Seelsorgerinnen sind ein Segen für die Kirche und für Menschen. Sie sind nicht Teil des Problems, von dem sich die Kirche befreien will. Was auch immer der Vatikan unter einer „homosexuellen Kultur“ versteht: Die Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche ist neben weiteren christlichen Gruppen von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Trans*-Menschen spirituelle Heimat für alle, die von der Kirche ausgegrenzt werden.“